Tagfalter im Jahresverlauf

Tagpfauenauge  Foto: Karin Pusch
Tagpfauenauge Foto: Karin Pusch

Ein Bericht von Karin Pusch

 

Sobald die ersten Vorfrühlings-Sonnenstrahlen die Luft erwärmen, kommt Bewegung in Mauerritzen und andere geeignete Verstecke. Ziemlich ungelenk, noch schlaftrunken, wachen die hier überwinternden Falter auf, suchen sich, noch flugunfähig, einen voll besonnten Platz, um ihre Flügel auf Betriebstemperatur zu bringen. Dies geschieht, indem sie die Flügeloberseiten direkt in Richtung Sonne ausrichten. So verharren sie bis kurz vor vor dem Abflug. Mitunter läßt sich jetzt noch ein kurzes Zittern der Flügel erkennen – und los geht’s. Zu den bekanntesten Tagfaltern, die hier überwintern, gehören C-Falter, Kleiner Fuchs und Tagpfauenauge. Auch der Zitronenfalter hält sich den Winter über hier auf. Er sucht sich ein Schlafquartier im Freien, gut versteckt an Pflanzen und Sträuchern. Ihre ersten Ausflüge gelten der Suche nach Nahrung. Nektar finden sie im zeitigen Frühjahr zum Beispiel an Weidenkätzchen, aber auch an früh blühenden Pflanzen in unseren Gärten. Schneeglöckchen, Krokusse, Leberblümchen und Märzenbecher werden gern angeflogen, der Nektar von Gänseblümchen und Veilchen steht ebenfalls auf dem Speiseplan.

Ab April fliegen die ersten Falter, die als Raupe oder Puppe überwintert haben. Einer der auffälligsten unter ihnen ist der Aurorafalter. Die intensiv orange gefärbten Flügeloberseiten der Männchen sind nicht zu übersehen. Man findet sie vornehmlich in feuchten Bereichen, in denen ihre Raupenfutterpflanzen wachsen. In erster Linie ist dies das Wiesenschaumkraut, aber auch andere Kreuzblütler, wie die Knoblauchsrauke werden angeflogen. Kleiner und Großer Kohlweissling erscheinen wie auch der Grünader-(Raps)Weißling. Je nach Witterung kann man ab Mitte/Ende April die ersten Dickkopffalter und Bläulinge finden.

Kaisermantel  Foto: NABU/Günter Lessenich
Kaisermantel Foto: NABU/Günter Lessenich

Mit fortschreitendem Jahr wird die Fülle der zu beobachtenden Falter immer größer. Je nachdem, welche Lebensräume wir besuchen, entdecken wir die ersten Schwalbenschwänze, die zu den schönsten Faltern hier im Kreisgebiet zählen. Würfel- und Perlmutterfalter erfreuen uns, Mohrenfalter sind emsig unterwegs. Besonders häufig anzutreffen sind im Sommer Schachbrettfalter und Ochsenaugen, die auf blühenden Wiesen zu finden sind. Im Hochsommer begegnen uns weiterhin Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs und verschiedene Weißlinge, aber auch der besonders hübsche Kaisermantel, der gern an Distelblüten saugt. Die Sommergeneration des Landkärtchens ist noch bis in den August hinein aktiv. Eine Besonderheit stellen Distelfalter dar. Sie wandern aus südlichen Ländern ein, sind in manchen Jahren in Unmengen anzutreffen (zuletzt 2009), in anderen Jahren gar nicht oder mit nur wenigen Exemplaren. Das Taubenschwänzchen wirkt wie ein kleiner Kolibri, wenn es schwirrend vor Blüten in der Luft zu stehen scheint und mit seinem langen Rüssel Nektar saugt. Phlox, auch Flammenblume genannt, übt eine magische Anziehungskraft auf sie aus.